Praxisbeispiel: Stiftung Waldheim

Kernaussage zu BGM

«Wir fördern unser betriebliches Gesundheitsmanagement, indem wir nach einer dauerhaften Bewegung hinsichtlich einer hohen individuellen Lebensqualität streben.»

«Mit gesunden Mitarbeitern in die Zukunft gehen»

In den fünf Wohnheimen der Stiftung Waldheim leben 190 Bewohnerinnen und Bewohner mit geistiger, psychischer oder körperlicher Behinderung. Die Stiftung Waldheim ist damit die grösste Anbieterin von Wohnheimplätzen in der Ostschweiz.
An den drei Standorten in Walzenhausen, Teufen und Rehetobel sind insgesamt 280 Mitarbeitende beschäftigt. Da die beruflichen Anforderungen in der Gesundheitsbranche stets zunehmen, wird ein betriebliches Gesundheitsmanagement umso wichtiger.

Portrait

«Wen suchen Sie?», fragt ein älterer Herr im Wohnheim Krone in Lachen, einem Weiler bei Walzenhausen. Er heisse Hanspeter, sagt er und streckt seine Hand aus. Hanspeter lebt in dem Heim. Viele der Bewohnerinnen und Bewohner sind wegen ihrer Beeinträchtigung gänzlich auf die Begleitung und Unterstützung ihrer Betreuungsperson angewiesen. Hanspeter hingegen kann einige Dinge selbstständig erledigen.

Wohnheim Krone - Stiftung Waldheim

So verteilt er in den verschiedenen Gebäuden beispielsweise die Post und weiss, welche Personen in welchen Räumen anzutreffen sind. Daher greift er nach der Hand der Besucherin und führt sie in das Büro von Werner Brunner, dem Geschäftsleiter der Stiftung Waldheim.

Verantwortliche Person für die Gesundheitsförderung
Die Stiftung betreibt neben der Krone noch vier weitere Wohnheime in Lachen, Teufen und Rehetobel. Um das Wohl der 190 Bewohnerinnen und Bewohner kümmern sich 280 Mitarbeitende. Diese müssen nebst fachlicher Kompetenz auch über ein grosses Mass an zwischenmenschlichem Gespür verfügen. «Um für diese grosse Verantwortung fit und motiviert zu bleiben, braucht es ein betriebliches Gesundheitsmanagement», sagt Werner Brunner und betont, dass dieses einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen müsse. «Mit einem professionellen Gesundheitsmanagement können die Mitarbeitenden präventiv begleitet werden, bevor sie etwa in eine Krise geraten», sagt er. «Dazu gehört, dass auch private Aspekte, die sich auf die Arbeit auswirken, aufgearbeitet werden.»

Öffentliche Schulungen und Kurse
Die Stiftung Waldheim betrachtet den Arbeitsschutz und die Gesundheit der Beschäftigten als eine «vorrangige und selbstverständliche Pflicht», wie es im Leitbild heisst. Als Werner Brunner die Stelle als Geschäftsleiter vor drei Jahren antrat, setzte er sich zum Ziel, in der Stiftung ein betriebliches Gesundheitsmanagement aufzubauen. Dieses soll bis 2020 umgesetzt werden. Unter anderem ist beispielsweise eine Stelle für eine Person geplant, die ausschliesslich für die Gesundheitsförderung zuständig ist. Seit Herbst 2018 treffen sich zudem Arbeitsgruppen aus jedem Wohnheim, um gesundheitsrelevante Themen zu besprechen. Durch Mitarbeitervertretende und Umfragen wird sichergestellt, dass sich alle Angestellten einbringen können. Zu den zahlreichen internen Schulungen sind ebenfalls alle Interessierten eingeladen.

Pro Jahr werden bei der Waldheim Stiftung rund 45 solcher Schulungen und Kurse angeboten, etwa zum Thema Kommunikation im Konfliktfall. «Wenn die Kommunikation stimmt, gibt es weniger Reibungsverluste», sagt Werner Brunner. Kommt es doch einmal zu Konflikten, die sich intern nicht lösen lassen, dann arbeitet die Stiftung Waldheim mit einer Ombudsstelle zusammen.

Reduzierung des Krankenstandes
Regelmässig lässt die Stiftung Waldheim ihre Arbeit auch von Aussenstehenden prüfen. Kürzlich liess sie in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule St. Gallen einen Bericht mit Handlungsempfehlungen zur Reduzierung des Krankenstandes verfassen. Auch arbeitet die Stiftung mit der internationalen Label-Organisation «Great Place to Work» zusammen, die weltweit Unternehmen überprüft und damit einen Vergleich innerhalb von Branchen ermöglicht.

Angebote für Mitarbeitende
«Mein Ziel ist es, mit motivierten und gesunden Mitarbeitenden in die Zukunft zu gehen», sagt Werner Brunner. «Das verspreche ich mir von unserem betrieblichen Gesundheitsmanagement. In ein solches zu investieren, ist für alle eine Win-Win-Situation.» Wenn sich die Mitarbeitenden wohlfühlten, würden sich auch deren Fehlzeiten reduzieren. «Wir haben erkannt, dass eine gute Gesundheit der Mitarbeitenden eine wesentliche Hebelwirkung auf das direkte Umfeld hat. Sie wirkt positiv auf Motivation, Lebensfreude, Aktivitäten, Beziehungen und Leistungen», sagt Werner Brunner.

«Wir fördern deshalb nicht ein einzelnes Projekt, sondern streben nach einer dauerhaften Bewegung hinsichtlich einer hohen individuellen Lebensqualität.» In der Stiftung Waldheim bestehen daher auch verschiedene Angebote, dank denen sich die Mitarbeitenden entspannen oder sich etwas Gutes tun können. Seit Sommer 2018 gibt es für die Mitarbeitenden wöchentliche Yoga-Kurse. In der Mittagspause trifft sich regelmässig eine Jogging-Gruppe und es wurden neue Fitnessräume eingerichtet. In den Wohnheimen finden sich zudem Ruheräume mit Tagesbetten, in die sich die Mitarbeitenden zurückziehen können.

Neue Anforderungen
In ihr betriebliches Gesundheitsmanagement zu investieren, ist für die Stiftung Waldheim zunehmend wichtiger geworden, weil mit dem neuen Finanzausgleich im Jahr 2008 der Behindertenbereich vom Bund zu den Kantonen delegiert worden ist. Damit ist auch die Stiftung stärker dem Markt ausgesetzt. Um keinen Verlust zu erwirtschaften, müssen die Plätze in den Wohnheimen zu 98 Prozent belegt sein. Folglich gilt es, sich dem wirtschaftlichen Druck und den zunehmenden agogischen, sozialpädagogischen und administrativen Anforderungen zu stellen. Für die Mitarbeitenden bedeutet das, mehr Leistung in kürzerer Zeit zu bringen.

Im Wohnheim Krone ist davon an diesem Tag nichts zu spüren. Im Atelier sind zwei Bewohner mit ihren Betreuerinnen mit Filzen beschäftigt. Sie fertigen Herbstdekorationen und Babyfinken an. In der Küche helfen einige Bewohnerinnen und Bewohner dem Heimkoch dabei, die Salate anzurichten. Die übrigen Bewohnerinnen und Bewohner haben sich derweil zusammen mit ihren Betreuerinnen und Betreuern in ihrer jeweiligen Wohngruppe um den Mittagstisch versammelt.