Praxisbeispiel: Steig – Wohnen und Arbeiten

Kernaussage zu BGM

«Wenn Mitarbeitende mitbestimmen können, Wertschätzung erhalten und ihnen Verantwortung sowie Kompetenzen übergeben werden, sind sie motivierter, zufriedener und damit gesünder. Zufriedenes Personal hat eine direkte, positive Auswirkung auf die Qualität des Kerngeschäftes - der Begleitung der Klientinnen und Klienten.»

«Die Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig ein betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) ist»

In der Steig leben und arbeiten Personen mit einer Beeinträchtigung. Gesundheit ist ein zentraler Aspekt in der sozialen Institution am Appenzeller Dorfrand. Wie wichtig gesunde Verhältnisse am Arbeitsplatz gerade auch für die Mitarbeitenden und Fachpersonen sind, hat unter anderem die Corona-Pandemie verdeutlicht.

Die zwei Gebäude der «Steig Wohnen und Arbeiten» liegen etwas oberhalb von Appenzell an der Hauptstrasse Richtung Haslen. 54 Mitarbeitende gehen dort in geschützten Arbeitsplätzen einer Tätigkeit in der Metall- oder Holzwerkstatt, der Industriegruppe oder in den Bereichen Küche, Lingerie und Hausdienst nach. Über drei Stockwerke verteilen sich die Werkstätten, Ateliers, ein Laden mit Eigenprodukten sowie der Empfang und die Büros der Geschäftsleitung.

Steig - Wohnen und Arbeiten

Das Gebäude soll 2022 durch einen Neubau ergänzt werden, um mehr Platz für Ateliers und Werkstätten zu schaffen. Das Wohnhaus gleich nebenan bietet 27 Wohnplätze auf vier Wohngruppen sowie zwei Plätze für Ferien- und Wochenendgäste. Hinzu kommt eine Aussenwohngruppe im Dorf für Bewohnerinnen und Bewohner, die über eine gewisse Selbständigkeit verfügen. 42 Fachpersonen sind in der Steig insgesamt für die Betreuung und die Begleitung der Klientinnen und Klienten zuständig.

BGM in vergangenen Jahren immer wichtiger

«Es ist unser gesetzlicher Auftrag, dass die Klientinnen und Klienten, die bei uns wohnen und arbeiten, gesund leben», sagt Heinz Brander, Geschäftsführer der «Steig Wohnen und Arbeiten». Es sei daher selbstverständlich, dass in der Steig auch die Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeitenden eine zentrale Rolle einnehme. Ein betriebliches Gesundheitsmanagement auf- und auszubauen, sei in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. So hat die Steig beispielsweise verschiedene Massnahmen eingeführt, um gesundes Verhalten zu verbessern. Die Mitarbeitenden erhalten kostenlose, gesunde Mittagsmenus und Gratismineralwasser. Für Mitarbeitende sowie Klientinnen und Klienten werden einmal wöchentlich nach Feierabend Yogakurse sowie Gymnastikeinheiten während der Arbeitszeit in den Werkstätten angeboten. «Gerade die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig solche Angebote sind. Durch den Lockdown sind viele Selbstverständlichkeiten und Aktivitäten wie Ausflüge weggefallen», sagt Heinz Brander.

Zentrale Werte in der Steig sind auch Mitbestimmung und Wertschätzung der Mitarbeitenden. Heinz Brander sagt: «Wenn Mitarbeitende mitbestimmen können, Wertschätzung erhalten und ihnen Verantwortung sowie Kompetenzen übergeben werden, sind sie motivierter, zufriedener und damit gesünder.» Zufriedenes Personal habe eine direkte, positive Auswirkung auf die Qualität des Kerngeschäftes – der Begleitung der Klientinnen und Klienten. Regelmässige Teamsitzungen, offene Traktandenlisten bei allen Sitzungen, an denen die Mitarbeitenden ihnen wichtige Punkte zur Sprache bringen können, eine konstruktive Fehlerkultur sowie regelmässige Rückmeldungen sind einige Massnahmen, die zu gesunden Verhältnissen am Arbeitsplatz beitragen. Hinzu kommen laut Brander die Gespräche, die er einmal im Jahr mit allen Mitarbeitenden führt. «Berichtet mir ausserdem eine Teamleiterin oder ein Teamleiter zum Beispiel von Problemen im Team, die wir nicht selbst lösen können, organisieren wir eine Supervision mit einer externen Fachperson», sagt er.

Alltagserfahrung nutzen

In der Steig werden die Mitarbeitenden auch aktiv in die Entscheidungsprozesse miteinbezogen. Das Leitbild des Unternehmens wurde gemeinsam mit allen Gruppenleitenden erarbeitet. «Ein weiteres Beispiel ist unser geplanter Neubau», sagt Heinz Brander. «Da unsere Mitarbeitenden durch ihre tägliche Arbeit am besten wissen, wo es an Platz mangelt und Ateliers und Werkstätten braucht, haben wir sie in die strategische Entwicklung miteinbezogen.» Nebst einem jährlichen «Weiterbildungstag mit anschliessendem Personalanlass» sowie jährlich zwei Gesamtsitzungen in den Bereichen Wohnen und Werkstätte wird in der Steig auch alle vier bis fünf Jahre eine grössere und extern in Auftrag gegebene Zufriedenheitsumfrage bei Mitarbeitenden, Klientinnen und Klienten sowie deren Angehörigen durchgeführt. «Die Rückmeldungen, die wir dabei erhalten, zeigen uns, wie unsere Unternehmenskultur der offenen Türen und die verschiedenen Möglichkeiten, sich selbst einbringen zu können, geschätzt wird». Wertgeschätzt werde zudem, dass es in der Steig geregelte Stellvertretungen gebe sowie ein Pool an Aushilfskräften aufgebaut wurde, die bei Absenzen einspringen können.

Gute Bedingungen schaffen

Der Rückgang von Langzeitabsenzen, Mitarbeitende, die länger im Unternehmen bleiben, Loyalität gegenüber dem Betrieb sowie ein gutes Arbeitsklima sind laut Brander nur einige Punkte, die dem betrieblichen Gesundheitsmanagement zu verdanken sind. «Wir spüren, dass unsere Mitarbeitenden gerne bei uns arbeiten,» sagt er. «Das ist unser Ziel: Wir wollen die Bedingungen schaffen, dass unsere Mitarbeitenden einen guten Job machen können.»